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Experteninterview: Berufe in Gericht, Kanzlei und Notariat

Ausbildungen rund um Recht und Gesetz

Rechtsanwalt und Notar Dr. Ilkka-Peter Ahlborn leitet eine auf Arbeitsrecht spezialisierte Kanzlei in Bielefeld. Im Interview gibt er Ihnen als Lehrkraft Informationen zu Ausbildungen im Bereich Recht.

Porträtbild von Dr. Ilkka-Peter Ahlborn

Foto: Dr. Ahlborn LL.M. Kanzlei für Arbeitsrecht & Wirtschaftsrecht

Dr. Ilkka-Peter Ahlborn LL.M.:

Rechtsanwalt und Notar

planet-beruf.de: Herr Dr. Ahlborn, welche Ausbildungsberufe gibt es im Rechtsbereich?

Dr. Ilkka-Peter Ahlborn: Es gibt beim Gericht beispielsweise den Beruf Justizfachangestellte und Justizfachangestellter. In Anwaltskanzleien kann man die Ausbildung zur oder zum Rechtsanwaltsfachangestellten absolvieren, wenn in der Kanzlei eine Rechtsanwältin oder ein Rechtsanwalt arbeitet. Arbeitet in der Kanzlei auch eine Notarin oder ein Notar, kann man eine Ausbildung zur oder zum Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten absolvieren. Ich bin Rechtsanwalt und Notar, deswegen besteht bei uns die Möglichkeit, diese Ausbildung zu absolvieren. Es gibt in einigen Bundesländern außerdem den Beruf der oder des Notarfachangestellten.

planet-beruf.de: Welche Zugangsvoraussetzungen sind für diese Ausbildungen wichtig?

Dr. Ilkka-Peter Ahlborn: Wir sehen uns immer die Deutschnote an. Die deutsche Sprache ist unerlässlich, wenn wir zum Beispiel Schreiben aufsetzen. Wir schauen auch, ob die Bewerberinnen und Bewerber motiviert sind. Grundsätzlich sind die Ausbildungen mit Hauptschulabschluss möglich, aber oft wird Wert auf einen höheren Abschluss gelegt.

"Mit dem Klischee, Jura wäre trocken und man müsse alles auswendig lernen, muss man aufräumen."

(Dr. Ilkka-Peter Ahlborn)

planet-beruf.de: Welche Stärken braucht man für Ausbildungen in einer Anwaltskanzlei oder im Notariat?

Dr. Ilkka-Peter Ahlborn: Mit dem Klischee, Jura wäre trocken und man müsse alles auswendig lernen, muss man aufräumen. Jura ist total interessant und begegnet uns im Alltag überall. Auszubildende müssen Lust an Jura und Paragrafen haben und auch lernen und lesen. Das hat nicht unbedingt etwas mit Auswendiglernen zu tun, man muss die Gesetze durchdringen und die Systematik verstehen.

In der Kanzlei ist der Erstkontakt am Telefon wichtig. Unsere Mandantinnen und Mandanten sind teilweise in verzweifelten Situationen, zum Beispiel nach einer fristlosen Kündigung. Da muss man freundlich, empathisch sein und für eine schnelle Terminvereinbarung sorgen. Auch sorgfältiges und genaues Arbeiten ist sehr wichtig, denn versäumt man eine wichtige Frist, entsteht ein Rechtsnachteil für die Mandantin oder den Mandanten. Auch digitale Kompetenzen werden immer wichtiger

planet-beruf.de: Können Sie beispielhafte Aufgaben für diese Ausbildungsberufe nennen?

Dr. Ilkka-Peter Ahlborn: Klassische Tätigkeiten im Rechtsanwaltsbereich sind mit Mandantinnen und Mandanten telefonieren, sie in der Kanzlei empfangen, Fristen notieren und einhalten sowie Post bearbeiten. Man erstellt auch einfache Schriftsätze. Im Notariat bereitet man Urkunden vor, zum Beispiel für einen Erbschein. Man kontaktiert Gerichte, Banken und Behörden. Am Anfang der Ausbildung nehmen wir die Jugendlichen auch mit in eine Gerichtsverhandlung, damit sie einen Eindruck davon bekommen, wie so etwas abläuft. 

planet-beruf.de: Welche Perspektiven gibt es nach der Ausbildung? 

Dr. Ilkka-Peter Ahlborn: Wenn jemand die Ausbildung zur oder zum Rechtsanwaltsfachangestellten gemacht hat, kann sie oder er anschließend zum Beispiel Rechtsfachwirtin oder Rechtsfachwirt werden. Notarfachangestellte können Notarfachwirtinnen oder Notarfachwirte werden. Einige, die sehr fleißig sind und ihre Liebe für Jura entdecken, studieren nach der Ausbildung oder Weiterbildung Jura. Außerdem gibt es kanzleiinterne Aufstiegsmöglichkeiten, zum Beispiel zur Notariatsleitung. Grundsätzlich sind die Zukunftsaussichten sehr gut. Wir haben einen Fachkräftemangel in diesem Bereich, man bekommt also sicher eine Stelle. Eine Ausbildung in dem Bereich ist meist eine Jobgarantie bis zur Rente.

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