Experteninterview: Konfliktfähigkeit durch Streitschlichtungsprogramme schulen
Ruhig bleiben, anstatt auszuflippen

Foto: privat
Kim Berghof:
Schulsozialarbeiterin

planet-beruf.de: Frau Berghof, Sie sind zusammen mit einer Kollegin verantwortlich für das Streitschlichtungs-Programm an Ihrer Schule. Mit welchen Problemen kommen die Schülerinnen und Schüler zu den Streitschlichterinnen und Streitschlichtern?
Kim Berghof: Bei den Schülerinnen und Schülern der 5. oder 6. Klassen gibt es oft Streitigkeiten während der Pause im Hof. Da hat der eine beim Spielen aus Versehen jemanden getreten, man hat sich gegenseitig beleidigt oder es gehen Sachen kaputt. Manche Schülerinnen und Schüler bringen auch Streitigkeiten von zu Hause oder aus ihrer Freizeit mit in die Schule. Die eskalieren hier und man schreit sich an.

5 Themenblöcke.
planet-beruf.de: Wer kann denn Streitschlichterin oder Streitschlichter werden und wie?
Kim Berghof: Wir überlegen uns im Vorfeld, welche Schülerinnen und Schüler sich dafür gut eignen würden: Welche können sich für andere einsetzen und haben keine Angst, sich gegen jemanden zu behaupten? Natürlich fragen wir auch in den Klassen, wer freiwillig darauf Lust hat. Wir starten meist mit ca. 12-15 Schülerinnen und Schülern. Im Laufe der Ausbildung kristallisiert sich dann heraus, wer das wirklich machen möchte.
planet-beruf.de: Wie ist das Streitschlichtungs-Programm aufgebaut?
Kim Berghof: Das ist eine richtige Ausbildung: Die Jugendlichen arbeiten insgesamt 5 Blöcke mit verschiedenen Themen zusammen mit uns durch. Wir treffen uns einmal in der Woche für 45 Minuten. Das Ganze dauert im Schnitt zwei bis vier Monate. Nach der Theorie gibt es noch einen Praxisteil, wo die Jugendlichen das Gelernte in der Gruppe einüben können. Zuletzt setzen wir eine Prüfung an: Ältere Schülerinnen und Schüler spielen einen Streit vor und die Streitschlichterinnen und Streitschlichter müssen diesen schlichten.
"Die Jugendlichen lernen, dass man sich erst ausreden lässt. Das bringt ihnen nicht nur für den Schulalltag, sondern auch für ihr Privatleben viel."
(Kim Berghof)
planet-beruf.de: Was lernen die Jugendlichen dabei über den Umgang mit Konflikten?
Kim Berghof: Zunächst einmal die Tatsache, dass man mit Worten mehr erreicht als mit Fäusten. Man lernt, dass man sich erst ausreden lässt und sich in die Lage des jeweils anderen versetzen muss, um seine Reaktion zu verstehen. Das bringt den Jugendlichen nicht nur für den Schulalltag, sondern auch für ihr Privatleben viel.
planet-beruf.de: Welche Kompetenzen erlernen und erwerben die Schülerinnen und Schüler durch das Streitschlichtungsprogramm?
Kim Berghof: Sie können in Stresssituationen ruhig bleiben, anstatt auszuflippen und jemanden zu beleidigen. Außerdem können sie sich gut in die Lage eines anderen hineinversetzen und mit Mitmenschen umgehen - auch mit solchen, die sie selbst vielleicht nicht mögen. Gute Kommunikation und Empathie sind hier die Schlüsselworte. Streitschlichterinnen und Streitschlichter können die Meinungen zweier Parteien zusammenfassen, leichter Kompromisse schließen und haben gelernt, als Team zu funktionieren. Das Streitschlichtung-Zeugnis hinterlässt deswegen bei Betrieben einen guten Eindruck: Sie wissen, dass sie hier jemanden haben, der mit Konfliktsituationen gut umgehen kann.
Die Stärke Konfliktfähigkeit testen
Wie konfliktfähig sind Ihre Schülerinnen und Schüler? Mithilfe der Tools Gesucht - gefunden: ICH! und Check-U können Sie das gemeinsam während des Unterrichts herausfinden.
Gesucht - gefunden: ICH! ermöglicht Schülerinnen und Schülern eine erste, niedrigschwellige Auseinandersetzung mit den eigenen Stärken.
Mit Check-U können die eigenen Stärken dann intensiv erkundet werden.
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