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Experteninterview: Flex-Fernschule für schulabstinente Jugendliche

Lernen aus der Ferne: So gelingt der Schulabschluss

Die Flex-Fernschule des Campus Christophorus Jugendwerks unterstützt schulferne junge Menschen beim Wiedereinstieg in den Schulalltag oder beim Nachholen eines Schulabschlusses. Diana Bäuerle, Leiterin der Zentrale, nennt Strategien, mit denen die Jugendlichen zum Lernen motiviert werden.

Porträtfoto von Diana Bäuerle

Foto: Privat

Diana Bäuerle:

Leiterin der Zentrale der Flex-Fernschule des Campus Christophorus Jugendwerks

planet-beruf.de: An wen richtet sich das Angebot der Flex-Fernschule?

Diana Bäuerle: Es richtet sich an Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse, die nicht mehr im öffentlichen Schulsystem lernen können, zum Beispiel weil sie krank sind, soziale Ängste oder persönliche Probleme haben. Manche unserer Schülerinnen und Schüler sind auch nicht so belastbar wie andere Kinder und Jugendliche. Bei uns bereiten sich diese jungen Menschen mithilfe der Schulfremdenprüfung auf ihren Schulabschluss vor.

planet-beruf.de: Wie gestaltet sich der Unterricht an der Flex-Fernschule?

Diana Bäuerle: Wir senden den Kindern und Jugendlichen jeden Montag - auch per Post - alle Lernmaterialien zu. Nachdem die Materialien bearbeitet wurden, werden sie am Freitag an uns zurückgeschickt. Die Schülerinnen und Schüler müssen keine technischen Geräte besitzen, denn sie sollen unabhängig von ihren finanziellen Möglichkeiten bei uns lernen können. Ihr Hauptansprechpartner ist die Lehrkraft. Jede Schülerin und jeder Schüler bekommt Strukturhilfen und es wird darüber gesprochen, was ihr oder ihm beim Lernen leicht oder schwer fällt. Manche Schülerinnen oder Schüler lernen am liebsten abends, manche lieber früh morgens.

"Wenn die Motivation sinkt, spüren wir das. Dann schauen wir, was helfen kann."

(Diana Bäuerle)

planet-beruf.de: Welche Strategien werden angewandt, um die Lernenden zu unterstützen?

Diana Bäuerle: Alle Lernmaterialien sind nach einem heilpädagogischen Prinzip gestaltet. Jeder Lernprozess wird mit einem Wissensstandtest gestartet, um genau das zu schulen, was der junge Mensch braucht. Außerdem gibt es für jede Schülerin und jeden Schüler Diagramme und Aufschlüsselungen. Dadurch wissen sie, wo sie im Lernprozess stehen und wie lange es dauert, bis das Ziel erreicht wird.
Da wir mindestens einmal in der Woche persönlichen Kontakt mit den Kindern und Jugendlichen haben, spüren wir, wenn die Schülerin oder der Schüler nicht mehr so motiviert ist. Dann schauen wir, was ihr oder ihm helfen kann, zum Beispiel berufliche Orientierungen, wie ein Praktikum oder auch projektorientiertes Lernen.

planet-beruf.de: Welche besonderen Herausforderungen gilt es als Fernschüler/in zu meistern?

Diana Bäuerle: Natürlich wollen alle einen Schulabschluss. Gleichzeitig ist das Lernen anstrengend. Aber da die Schülerinnen und Schüler eigenständig auswählen können, was sie an einem Tag lernen, wirkt es auch immer motivierend auf die Lernenden. Jedoch brauchen sie eine hohe Eigenmotivation.

planet-beruf.de: Wie erfolgt die Anmeldung an der Fernschule?

Diana Bäuerle: Die Fernschule ist ein Angebot der Jugendhilfe, das heißt, in der Regel werden wir über die Jugendämter belegt. Wenn die Eltern Hilfe zur Erziehung beim Jugendamt beantragen, kann die Flex-Fernschule als Hilfeleistung gewährt werden. In vielen Bundesländern betreiben wir eine eigene Länderschule, die nach dem dortigen Lehrplan unterrichtet und fördert. Die Kosten für die Fernschule übernimmt das Jugendamt, in manchen Fällen die Bundesagentur für Arbeit oder sie laufen über das Bundesteilhabegesetz.

planet-beruf.de: Wie erfolgreich sind die Fernlernenden?

Diana Bäuerle: Die Flex-Fernschule gibt es seit über 25 Jahren, in denen mehr als 1.700 Schulabschlüsse erfolgreich gemeistert wurden. Wir stellen den Schülerinnen und Schülern ein Zeugnis für die Betriebe aus und fügen ein Beiblatt hinzu, das auf die große Selbstdisziplin der Fernlernenden hinweist.

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