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Experteninterview: Assistierte Ausbildung

Mit AsA die Ausbildung geschafft

Die Sozialarbeiterin Gerlinde Künstler unterstützt beim Internationalen Bund Darmstadt junge Auszubildende mit Ausbildungsproblemen. Wie sie diese im Rahmen der Assistierten Ausbildung (AsA) gemeinsam mit anderen Akteurinnen und Akteuren löst, erklärt sie hier.

Porträtbild von Gerlinde Künstler

Foto: IB Südwest gGmbH

Gerlinde Künstler:

Sozialpädagogin beim Internationalen Bund

planet-beruf.de: Was umfasst die Assistierte Ausbildung bei Ihnen in der Außenstelle Groß-Gerau?

"Jede und jeder erhält die Unterstützung, die sie oder er braucht."

(Gerlinde Künstler)

Gerlinde Künstler: Die Assistierte Ausbildung, also die AsA, beinhaltet zusätzlich zum Stütz- und Förderunterricht noch eine sozialpädagogische Begleitung und eine Ausbildungsbegleitung. Ziel der Assistierten Ausbildung ist es, dass junge Menschen trotz ihrer Probleme die Ausbildung erfolgreich abschließen. Jede und jeder erhält die Unterstützung, die sie oder er braucht. Ich unterstütze sie dabei als Sozialpädagogin und als Ausbildungsbegleiterin. Voraussetzung ist, dass die Agentur für Arbeit das Angebot genehmigt.

planet-beruf.de: Wie alt sind die jungen Menschen, die durch die AsA unterstützt werden? Welche Herausforderungen müssen sie meistern?

Gerlinde Künstler: Die jungen Frauen und Männer sind meistens zwischen 17 und 22 Jahre alt. Einige müssen sich im ersten Ausbildungsjahr erst daran gewöhnen, neben der Berufsschule zu arbeiten. Andere haben Lernschwierigkeiten, Probleme zu Hause, Probleme mit anderen, Ängste - auch vor Prüfungen, psychische Probleme oder Schwächen wie Legasthenie oder Dyskalkulie. Als Sozialpädagogin gehe ich flexibel auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Auszubildenden ein.

planet-beruf.de: Wie läuft das bei Ihnen konkret ab?

Gerlinde Künstler: Im Stützunterricht vermitteln unsere Lehrkräfte den Jugendlichen die für die Ausbildung notwendigen Fachkompetenzen. Über die Fortschritte tauschen wir uns mit den Lehrkräften und dem Betrieb aus. Im Förderunterricht geht es je nach individuellem Bedarf zum Beispiel um das Erstellen eines Referats oder um die Wiederholung von Mathematik, Deutsch und anderen Fächern. Zur Vorbereitung auf die Zwischen- und Abschlussprüfung sprechen wir mit den Berufsschulen und den Betrieben. Aus sozialpädagogischer Sicht unterstützen wir zum Beispiel, finanzielle Hilfen zu beantragen, wenn die jungen Menschen nicht mehr bei ihren Eltern wohnen. Falls nötig, empfehlen wir in anderen Fällen eine Psychologin oder einen Psychologen.

planet-beruf.de: Über welche Erfolgserlebnisse können Sie berichten?

Gerlinde Künstler: Da kann ich mehrere nennen: Zum Beispiel erkrankte ein Auszubildender während der Abschlussprüfung und konnte diese nicht ablegen. Erschwerend kam hinzu, dass er seine Ausbildungsstelle verlor - eine Ausnahmesituation. Er hat im Stütz- und Förderunterricht viel nachgeholt, die Prüfung als Externer abgelegt und sie geschafft. Ein anderer hatte in der schriftlichen Prüfung eine schlechte Note in Wirtschaft und Sozialkunde. Durch gezielte Förderung hat er sich so verbessert, dass er die mündliche Prüfung in diesem Fach bestanden und den Berufsabschluss erlangt hat.

planet-beruf.de: Mit wem stimmen Sie sich ab, um diese Erfolge zu ermöglichen?

Gerlinde Künstler: Damit Jugendliche den Berufsabschluss erreichen, arbeiten viele Akteurinnen und Akteure zusammen. Wir holen alle mit ins Boot und koordinieren Ausbildungsbetriebe, Berufsschule, Eltern, die Agentur für Arbeit und bei Bedarf weitere Netzwerkpartner wie die Kammern, zum Beispiel die IHK, oder weitere Expertinnen und Experten.

planet-beruf.de: Was raten Sie den Auszubildenden, die Probleme während der Ausbildung haben?

Gerlinde Künstler: Sie sollen nicht aufgeben und die Ausbildung einfach abbrechen, sondern zu uns kommen und offen über ihre Probleme reden. Gemeinsam finden wir eine Lösung. Wir helfen, die verloren gegangene Motivation zurückzugewinnen, damit sie wieder bereit sind, mitzuarbeiten und sich Wissen und Schlüsselqualifikationen anzueignen. In der mündlichen Prüfung zum Beispiel müssen die meisten Auszubildenden eine Zeit lang frei sprechen. Das üben wir. Mit Erfolg. Oder: Jemand hat zuhause so viel zu tun, dass es ihm schwerfällt, sich zu konzentrieren und Termine einzuhalten. Dann arbeiten wir an seiner Verlässlichkeit, beziehen Elternhaus und Betrieb mit ein und bieten ihm an, ungestört in unserer Beratungsstelle zu arbeiten.

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