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Experteninterview: Ausbildungsberufe für Film und TV

Einstieg mit einer Ausbildung und einem Plus an Kreativität

Lars Stahl und Frederic Preuß sind die Ansprechpartner beim Südwestrundfunk (SWR), wenn es um den Einstieg in Film- und Medienberufe geht. Dass man in der Branche auch mit Ausbildungsberufen durchstarten kann und welche sich dafür ganz besonders eignen, erklären die beiden im Interview.

Porträtbild von Lars Stahl

Lars Stahl:

Abteilungsleitung Produktion

Porträtbild von Frederic Preuß

Frederic Preuß:

Verantwortlicher für Personal, Aus- und Fortbildung

planet-beruf.de: Herr Stahl, viele junge Menschen denken bei Filmberufen an glamouröse Berufe wie Schauspieler/in, Regisseur/in oder Kameramann/-frau. Und sie gehen davon aus, dass man Abi und ein Studium braucht, um bei Film und TV Chancen zu haben. Dabei gibt es auch mit einer abgeschlossenen dualen Berufsausbildung gute Möglichkeiten, in die Branche einzusteigen. Mit welchen Ausbildungen geht das beim SWR? 

Lars Stahl: Ich fange gleich mit einem Bereich an, den man in unserer Branche nicht sofort verortet, nämlich der IT. In der heutigen Medienzeit spielt die IT eine riesengroße Rolle. Das ganze Film- und Audio-Material muss aufgezeichnet, gespeichert und verarbeitet werden und wir reden hier über große Mengen an Daten und an Bandbreiten, die dafür benötigt werden. Junge Menschen mit einer Ausbildung zum/zur Fachinformatiker/in der Fachrichtungen Anwendungsentwicklung oder Systemintegration sind hier im SWR gefragt und profitieren von der besonderen Attraktivität der Arbeit in einem Medienunternehmen: Sie unterstützen zum Beispiel die Übertragungsteams auf Musikfestivals und haben sogar die Möglichkeit, bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. Da auch in einem Medienunternehmen die Basis von allem Strom ist, suchen wir auch immer nach ausgebildeten Elektronikerinnen und Elektronikern. Die genannten Berufe bilden wir auch bei uns im SWR aus.

Frederic Preuß: Zwei klassische Ausbildungsberufe im SWR sind außerdem Mediengestalter/in - Bild und Ton und Fachkraft für Veranstaltungstechnik. Wenn einer dieser Berufe abgeschlossen ist, kann man in der Medien- und Filmbranche in verschiedenen Bereichen einsteigen. Diese Berufsausbildungen können ein wichtiges Fundament sein, auf dem sich viele unterschiedliche berufliche Wege aufbauen können.

planet-beruf.de: Kann ich auch mit einer Handwerksausbildung im Bereich Film und Fernsehen arbeiten?

Lars Stahl: Durchaus. Wir sprechen hier über die Medienproduktions-Landschaft allgemein. Bei Produktionsfirmen, die insbesondere filmische oder szenische Formate herstellen, kommen bei Bedarf Handwerksberufe ins Spiel: Tischler/innen, Metallbauer/innen, Maler/innen und Lackierer/innen oder Stuckateurinnen bzw. Stuckateure. In der Film- bzw. Medienbranche sind jedoch die Anforderungen anders gelagert als in der klassischen Tätigkeit im Betrieb: Hier stehen die speziellen Anforderungen des Film-Sets im Mittelpunkt. Das gilt auch für Berufe wie Friseur/in, Kosmetiker/in, Maskenbildner/in, Raumausstatter/in, Maßschneider/in, Textil- und Modeschneider/in oder Modist/in. 

planet-beruf.de: Wie sieht es mit kaufmännischen Ausbildungen aus? Gibt es auch hier Einstiegsmöglichkeiten in die Film- und Fernsehbranche?

Frederic Preuß: Natürlich. Selbst die klassischen Büroberufe haben bei uns eine etwas andere Note: Kaufleute für Büromanagement haben bei einem Medienunternehmen auch Berührungspunkte zur Filmproduktion. Unsere kaufmännischen Mitarbeiter/innen können sich im Bereich Filmset spezialisieren und lernen, wie am Filmset gearbeitet wird und sich dann mehr mit film- oder produktionstypischen Kalkulationen und Abrechnungen beschäftigen. Ohne Filmfinanzierung gibt es keine Produktion. Hierfür sind Fachkräfte vonnöten, die sich unter anderem mit Themen wie Honorarabrechnung oder Beschaffung von Filmförderungen beschäftigen. Das Thema "Rechte" ist ebenfalls ein wichtiger Bereich: Junge Menschen mit Ausbildungen wie Rechtsanwaltsfachangestellte/r oder Steuerfachangestellte/r können so einen Quereinstieg finden. In der Filmbranche gefragt sind auch Kaufleute für audiovisuelle Medien: Diese können nach einem Volontariat zum Beispiel als Aufnahmeleiter/in tätig sein.

planet-beruf.de: Herr Preuß, was empfehlen Sie jungen Auszubildenden, die einen Einblick in Berufe bei Film und TV bekommen möchten?

Frederic Preuß: Der erste Schritt ist die ausführliche Information darüber, welche Berufe, Berufsbezeichnungen und Tätigkeiten es in dieser Branche gibt. Wichtig ist darüber hinaus ein persönliches Interesse am Thema "Film", "Fernsehen", "Hörfunk" oder "Technik". Personen, die sich beispielsweise bereits in ihrer Freizeit mit dem Thema "Film" oder "Video- bzw. Audioschnitt" beschäftigen, fotografieren oder Veranstaltungen planen, sind für uns interessant. Natürlich kann man auch durch ein Praktikum oder Volontariat Einblicke gewinnen.

planet-beruf.de: Wie sind die Arbeitsbedingungen in der Filmbranche? Worauf müssen sich Jugendliche einstellen?

Frederic Preuß: Wir sagen Jugendlichen, die sich beim SWR für eine Ausbildung bewerben: "Wir arbeiten dann, wenn andere feiern gehen". Das ist tatsächlich im Produktionsumfeld so: Die Produktionen finden oft statt, wenn zum Beispiel Freunde oder Familie frei haben, zum Beispiel am Wochenende. Je näher man an der tatsächlichen Herstellung des Produkts dran ist, desto unregelmäßiger können die Arbeitszeiten werden. Aber es gibt ja auch einen Ausgleich: Viele unserer Mitarbeiter/innen haben dann frei, wenn andere arbeiten gehen.

Lars Stahl: Und wer es ganz abwechslungsreich mag, der kann nach der Ausbildung projektbezogene Aufträge bei unterschiedlichsten Produktionen annehmen: Beispielsweise eine mehrwöchige Tatort-Produktion in Stuttgart und daran anschließend die Begleitung von Festivals wie z. B. das SWR3 New Pop Festival in Baden-Baden. 

"Die Voraussetzungen für eine Tätigkeit bei Film und Medien sind Begeisterung und großes Interesse für die Branche, für Filme, für die Inhalte."

(Lars Stahl)

planet-beruf.de: Was sollten Jugendliche, die sich für eine Stelle bei Film und TV interessieren, mitbringen?

Frederic Preuß: Flexibilität ist das Wichtigste: Es gibt wechselnde Arbeitszeiten, wechselnde Arbeitsorte, wechselnde Teams. Man muss sich immer auf neue Gegebenheiten einstellen können. Darüber hinaus sollte man Kreativität, Neugierde und Offenheit für alle möglichen Themen und Arbeitsweisen mitbringen.

Lars Stahl: Kein Filmprodukt entsteht von selbst: Alles ist Gemeinschaftsarbeit. Deswegen ist Teamfähigkeit eine wichtige Voraussetzung. Darüber hinaus ist Kommunikationsfähigkeit und Fingerspitzengefühl gefragt. Gut ist zudem, wenn Mitarbeitende bereits 18 Jahre alt sind. Dann haben die meisten Jugendlichen bereits den Führerschein oder können ihn machen. Mobilität spielt in unserem Bereich ja auch eine große Rolle: Viele Filmsets sind nicht unbedingt mit Bus oder Bahn zu erreichen, und es muss Material hin- und wegtransportiert werden.

Aber die Grundvoraussetzungen für eine Tätigkeit bei Film und Medien sind auf jeden Fall Begeisterung und großes Interesse für die Branche, für Filme, für die Inhalte.
 

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