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Experteninterview: Was tun bei Problemen in der Ausbildung oder einem Ausbildungsabbruch?

Unterstützung statt Druck - Was Azubis von Eltern brauchen

Etwa ein Viertel aller Ausbildungsverträge wird vorzeitig gelöst. Konrad Braun, Regionalkoordinator Nürnberg der Initiative VerA, erklärt, woran das liegt und wie Eltern ihre Kinder in dieser Situation unterstützen können.

Porträtbild von Konrad Braun

Foto: Privat

Konrad Braun:

Regionalkoordinator VerA Nürnberg

planet-beruf.de: Die Zahlen sind alarmierend: Im Durchschnitt werden rund 25 Prozent aller Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst. Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass viele Jugendliche Schwierigkeiten in der Ausbildung haben, und was sind häufige Ursachen für Ausbildungsabbrüche?

Konrad Braun: Die Ursachen sind vielfältig. Eine der Hauptursachen sind Probleme in der Berufsschule. Insbesondere durch die Coronapandemie und dem zweijährigen Homeschooling haben viele Auszubildende ein mangelndes Grundwissen aus der Berufsschule und die Lernmotivation fehlt. Außerdem kann es zu Konflikten im Betrieb kommen, wenn zum Beispiel die Ziele der Auszubildenden nicht mit denen des Ausbildungsbetriebes übereinstimmen. Auch das Fachdeutsch in den Berufsschulen spielt eine große Rolle. Dies stellt vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund vor große Herausforderungen.

planet-beruf.de: Was sind mögliche Anzeichen dafür, dass ein/e Jugendliche/r Probleme in der Ausbildung hat?

Konrad Braun: Auch hier gibt es viele Anzeichen. Besonders viele Fehlzeiten im Betrieb lassen in der Regel auf Probleme eines Jugendlichen schließen. Geringes Interesse an der Schule und der Ausbildung sowie schlechte Noten können weitere Anzeichen sein. Bei bereits volljährigen Auszubildenden ist es für Eltern natürlich schwierig, darüber informiert zu sein.

planet-beruf.de: Wie können Eltern ihre Kinder unterstützen, wenn sie von Problemen in der Ausbildung erfahren?

Konrad Braun: Das Wichtigste ist, dass Eltern keinen Druck auf ihre Kinder ausüben. Gespräche mit der Schule oder dem Ausbildungsbetrieb können in vielen Fällen hilfreich sein. In vielen Berufsschulen arbeiten Sozialpädagogen, die die Jugendlichen gut kennen und bei Problemen gezielt helfen können. Wichtig ist auch, dass die Eltern nach Unterstützungsangeboten suchen. Es gibt zum Beispiel die Initiative VerA zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen oder die Assistierte Ausbildung. Es hilft nicht, wenn man als Eltern nur Druck aufbaut. Man muss Lösungen aufzeigen, damit der Auszubildende merkt: Ich habe Unterstützung und Rückhalt.

"Es hilft nicht, wenn man als Eltern nur Druck aufbaut. Man muss Lösungen aufzeigen, damit der Auszubildende merkt: Ich habe Unterstützung und Rückhalt."

(Konrad Braun)

planet-beruf.de: Was können Eltern tun, wenn es tatsächlich zum Ausbildungsabbruch kommt?

Konrad Braun: Ein Ausbildungsabbruch ist kein Weltuntergang. Das Kind muss nur den Mut haben zu sagen, ich mache jetzt etwas Neues, und zwar etwas, was mir liegt. Eltern können sich dann gemeinsam mit ihrem Kind nach einer neuen Ausbildungsstelle umsehen.

Damit es nicht zu einem Ausbildungsabbruch kommt, sollten Eltern unbedingt vor der Berufswahl ihres Kindes in einem gemeinsamen Gespräch herausfinden, wo dessen Stärken und Interessen liegen. Wichtig ist außerdem, dass die Jugendlichen ihre eigenen beruflichen Entscheidungen treffen und nicht von den Wünschen der Eltern beeinflusst werden. Unterstützungsangebote der Agentur für Arbeit, der Ausbildungsberatung der Industrie- und Handelskammer (IHK) oder der Handwerkskammer (HWK) ermöglichen, sich schließlich gezielter über einen Ausbildungsberuf zu informieren.

planet-beruf.de: Wie lassen sich Probleme in der Ausbildung vermeiden?

Konrad Braun: Werden Probleme rechtzeitig erkannt, kann mit passenden Unterstützungsangeboten gegengesteuert werden. Die Initiative VerA ist ein solches Angebot. Bundesweit stehen ehrenamtliche Ausbildungsbegleiterinnen und Ausbildungsbegleiter den Auszubildenden bei Stress in der Schule, im Betrieb oder vor der Prüfung kostenlos mit Rat und Tat zur Seite.

planet-beruf.de: Wo können sich Eltern und ihre Kinder informieren, wenn sie Probleme in der Ausbildung haben bzw. ein Ausbildungsabbruch droht?

Konrad Braun: Direkte Ansprechpartner sind in der Regel die Schulen und die Ausbildungsbetriebe. Es kann auch vorkommen, dass ein Ausbildungsbetrieb nicht das erfüllt, was im Ausbildungsvertrag steht. Dann können sich die Auszubildenden oder die Eltern direkt an die IHK bzw. HWK wenden.

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