Tagesablauf Winzer/in

An anderen Reben haben sich bereits Geiztriebe gebildet. Die Geiztriebe innerhalb des Drahtrahmens, der sogenannten Traubenzone, entferne ich mit der Hand. So verhindere ich, dass die Rebe zu buschig wächst. Die Trauben müssen luftig stehen, sonst sammeln sich dort gerne kleine Tierchen wie Ameisen oder Ohrwürmer an. Außerdem treffe ich die Trauben besser, wenn ich Spritzmittel auftrage. Seitentriebe, die nicht in der Traubenzone sind, lasse ich stehen. Denn die Trauben brauchen deren Blätter, um gut zu wachsen.

Nun mache ich eine Stunde Pause.

Im Weinkeller reinige ich einen leeren Tank. In die Tanks füllen wir nach der Ernte den frisch gepressten Traubensaft. Hier setzen sich unter anderem die Fruchtfleischreste und Trubstoffe aus den Trauben ab, die wir so aus dem Saft entfernen.

Zur Reinigung drehe ich alle Hähne auf und bürste sie ab. An den Schrauben sammeln sich oft Rückstände, die ich so entferne. Ausgerüstet mit Lampe, Spritze und Bürste, klettere ich anschließend vorne durch das Loch in den Tank und säubere ihn von innen.

Im Herbst geben wir dem Traubensaft Hefekulturen hinzu, damit er kontrolliert gärt und zu Wein wird. Nach der Gärung filtern wir die Hefe in mehreren Durchläufen wieder aus dem Wein heraus. Beim Abfüllen darf keine Hefe mehr im Wein sein, sonst würde er vielleicht nachgären. Wir filtern auch Keime heraus, damit sich der Wein lange hält.

Ich führe eine Feinfiltration durch. Dafür setze ich mehrere Filterschichten und -platten hintereinander. Anschließend drücke ich den Wein mithilfe einer Pumpe durch die Filterschichten. Mein Ausbilder guckt mir dabei über die Schulter.

Bereits abgefüllte Weinflaschen müssen mit einem Etikett versehen werden. Ich spanne die selbstklebenden Rollen in die Maschine, jeweils eine für die Vorder- und eine für die Rückseite. Auf einem Zettel ist aufgelistet, wie ich die Maschine auf die Größe und Breite des Etiketts einstelle. Ich stelle die Flaschen auf ein Fließband und lasse die Maschine laufen. Zwischendurch überprüfe ich, ob alles passt. Die fertigen Flaschen stelle ich zurück in ihren Karton.

Unser Laden hat den ganzen Tag geöffnet. Da wir ein Familienbetrieb sind, kommen alle einmal beim Verkaufen an die Reihe. Eine Kundin ist noch unschlüssig. Ich frage sie, welche Sorte Sie gerne trinkt und lasse sie probieren. Dabei schlage ich ihr auch andere Geschmackrichtungen vor. Da ich alle Weine selbst probiert habe, kann ich die Aromen gut beschreiben. Es ist ein tolles Gefühl, den Wein, den ich selbst mit angebaut habe, zu verkaufen.

Nun habe ich Feierabend.