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Unterrichtsidee: Klischeefrei bei der Berufswahl

Stärken statt Stereotype

Jugendliche lassen sich bei ihrer Berufswahl häufig von vorherrschenden Geschlechterstereotypen beeinflussen, die ihre berufliche Orientierung einschränken. Diese Unterrichtsidee regt Schülerinnen und Schüler zu einer interessen- und stärkengeleiteten Berufswahl an.

Allgemeine Beschreibung der Unterrichtsidee

Die Schülerinnen und Schüler lernen verschiedene Formen von Rollenklischees kennen und überprüfen, ob sie selbst unbedacht Denkschemata übernommen haben. Im weiteren Verlauf setzen sie sich vor allem mit geschlechtsspezifischen Vorurteilen in der Berufswahl und der unbewussten Zuordnung von Geschlechtern zu verschiedenen Berufsgruppen auseinander. Die Unterrichtsidee ist auf eine Dauer von 90 Minuten ausgelegt und stellt am Ende einen Ausblick auf nachfolgende Unterrichtsstunden bereit.

Die Unterrichtsidee im Überblick

  • Die Schülerinnen und Schüler können zwischen verschiedenen Arten von Rollenklischees unterscheiden.
  • Sie kennen geschlechtsspezifische Vorurteile bei Berufsgruppen und Argumente dagegen.
  • Die Jugendlichen sind imstande, sich bei ihrer Berufswahl an den eigenen Stärken und Interessen zu orientieren.

  • Einstieg mittels Brainstormings in Gruppen und Vortragen der Ergebnisse
  • Eigene unbewusste Denkschemata erkennen, hinterfragen und darüber diskutieren
  • Recherche und Reflexion

  • 3 DIN A2 Papierbögen oder als Alternative Tablets mit einem Schreibprogramm
  • Tafel/Whiteboard
  • Computer oder andere internetfähige Endgeräte zur Recherche

Die Unterrichtsidee im Detail

1. Hinführen: Brainstorming zu allgemeinen Rollenklischees

Bereiten Sie für die Stunde drei DIN A2 Blätter mit folgenden Phrasen in der Mitte jedes Blattes vor (als Alternative zum Papier können die Jugendlichen ein Tablet mit einem Schreib- bzw. Skizzenprogramm nutzen):

  • geschlechtsspezifische Rollenklischees (typisch Mann, typisch Frau)
  • altersbezogene Rollenklischees (junge Menschen, alte Menschen)
  • kulturelle Rollenklischees (Menschen mit unterschiedlicher Herkunft)

Legen Sie die Blätter umgedreht auf die Gruppentische und teilen Sie die Jugendlichen in drei Gruppen ein. Fragen Sie im Plenum nach, ob sie die Bedeutung von Rollenklischees oder Rollenbildern kennen. Halten Sie an der Tafel oder dem Whiteboard fest, dass Rollenklischees Vorstellungen darüber sind, wie sich Menschen aufgrund bestimmter Merkmale (z.B. Beruf, Herkunft, Geschlecht, Alter) verhalten sollen. Die Gruppen dürfen die Blätter umdrehen und ihre Assoziationen zu den Phrasen als Mind-Map festhalten. Anschließend werden die Ergebnisse vorgetragen und ergänzt.

2. Erkennen von Geschlechterklischees und Diskussion

Den Gruppen werden folgende Berufe genannt und die Aufgabe darüber nachzudenken, ob sie bei der Ausübung der Berufe eher an eine Frau oder einen Mann denken:

  • Berufskraftfahrer/in
  • Erzieher/in
  • Fachinformatiker/in - Anwendungsentwicklung
  • Fluggerätelektroniker/in
  • Friseur/in
  • Gerüstbauer/in
  • Kosmetiker/in
  • Verkäufer/in

Zusätzlich sollen die Jugendlichen untereinander absprechen und notieren, welche Kriterien für ihre Entscheidung ausschlaggebend sind.

Die Gruppen stellen ihre Assoziationen vor. Im Plenum wird kritisch hinterfragt und diskutiert, ob sie durch Klischees beeinflusst wurden oder z.B. eher dadurch, dass sie tatsächlich jemanden kennen, der den Beruf ausübt. Fragen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler, ob Rollenbilder oder Vorurteile ihre Berufswahl beeinflussen könnten. Wenn sich herausstellt, dass dem so ist, ermutigen Sie sie, über ihre Interessen und Stärken zu reflektieren.

Geben Sie den Jugendlichen Argumente an die Hand, die gegen geschlechtsspezifische Vorurteile bei Berufsgruppen sprechen. Diese können z.B. sein: Menschen sollten aufgrund ihrer individuellen Fähigkeiten und fachlichen Eignung einen Beruf ausüben, nicht weil sie einem bestimmten Geschlecht angehören. Dies stärkt die Gleichberechtigung in der Gesellschaft und wirkt Diskriminierung entgegen. Außerdem führt Diversität in Berufsgruppen zu kreativeren Lösungsansätzen.

3. Recherche und Reflexion

Die Jugendlichen recherchieren in ihren Gruppen die Tagesabläufe zu jeweils zwei der oben genannten Berufe auf planet-beruf.de unter Tagesabläufe und machen sich jeweils ein Bild von den Tätigkeiten. Fordern Sie sie auf, ihren Eindruck mit ihrer Einschätzung aus Punkt zwei abzugleichen. Fragen sie nach, ob sich ihre vorherige Einschätzung nun, da sie die Tätigkeiten der Berufe kennen, geändert oder bestätigt hat und weshalb.

Erläutern Sie, dass Stereotype oft mit Einschränkungen in der Berufswahl einhergehen und grundsätzlich ein Nachteil sind. Geschlechtsspezifische Rollenklischees bei der Berufswahl können überwunden werden, indem sich die Jugendlichen mit den eigenen Interessen und Stärken auseinandersetzen und Berufe ohne Rücksicht auf traditionelle Geschlechterzuordnungen kennenlernen. Betonen Sie in jedem Fall, dass die Berufswahl nicht vom Geschlecht abhängt, sondern davon, welche individuellen Stärken und Interessen die Schülerinnen und Schüler im Einzelnen haben.

Da auch Vorurteile der Eltern und Freundinnen bzw. Freunde Einfluss auf die Berufswahl der Jugendlichen haben, können Sie als vertiefende Aufgabe gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern Argumente gegen eine Einflussnahme sammeln. Verdeutlichen Sie, dass die Berufsberatung der Agentur für Arbeit unterstützend zur Seite steht und dabei hilft, eine Berufswahl frei von Rollenklischees zu treffen.

4. Ausblick

In den darauffolgenden Stunden können Sie an diese Einheit anknüpfen und Ihren Schülerinnen und Schülern das Tool Gesucht - gefunden: ICH! von planet-beruf.de vorstellen, mit dem die Jugendlichen verschiedene Stärken kennenlernen. Mit Check-U können die Jugendlichen dann ihre Stärken ausführlich testen und erhalten Berufsvorschläge, die zu ihren Stärken und Interessen passen.

Denkbar ist auch, die Schülerinnen und Schüler eine Befragung einer Person aus dem eigenen Umfeld durchführen zu lassen, die nicht in einem typischen "Männer- bzw. Frauenberuf" arbeitet. Oder lassen Sie von Ihren Schülerinnen oder Schülern einen Gast aus dem privaten Umfeld in den Unterricht einladen, der über seinen Beruf in einer Männer- bzw. Frauendomäne berichtet. Als Alternative können Sie im Unterricht z.B. auf www.girls-day.de das Video Lucie: Vermessungstechnikerin oder auf www.boys-day.de das Video Hebamme Tobias zeigen. Vorbilder helfen dabei, Stereotype zu hinterfragen und zu überwinden.

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