Experteninterview: Zur Ausbildung dank Freiwilligendienst
Erfahrungen für das Leben sammeln
Bettina Kieninger ist Referentin für den Bundesfreiwilligendienst (BFD) beim Deutschen Caritasverband e.V. Sie berichtet, wie ein BFD abläuft und warum er sich für Jugendliche als Einstieg in die Berufswelt lohnt.
Bettina Kieninger:
Referentin für den BFD beim Deutschen Caritasverband e.V.
planet-beruf.de: Worum handelt es sich beim BFD?
Bettina Kieninger: Der Bundesfreiwilligendienst ist ein gesetzlich geregelter Freiwilligendienst. Er dauert zwischen 6 und 18 Monaten. Im Gegensatz zum Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) ist er auch für Menschen über 27 Jahre möglich.
planet-beruf.de: In welchen Bereichen können junge Menschen einen BFD machen?
Bettina Kieninger: Es gibt den sozialen Bereich, der bei uns angesiedelt ist. Den BFD macht man z.B. in Einrichtungen in der Altenhilfe, in Kindertagesstätten oder in Krankenhäusern. Dann gibt es den ökologischen Bereich, z.B. in verschiedenen Naturstationen, und den kulturellen Bereich, z.B. in Theatern und Museen. Im Bereich Sport ist man beispielsweise bei Sportvereinen.
planet-beruf.de: Gibt es besondere Zugangsvoraussetzungen?
Bettina Kieninger: Man muss die Vollzeitschulpflicht erfüllt haben. Das ist je nach Bundesland unterschiedlich. Bei manchen ist es nach Abschluss des 9. Schulbesuchsjahres, bei anderen nach dem 10. Jahr.
planet-beruf.de: Wie läuft der BFD beim Deutschen Caritasverband ab?
Bettina Kieninger: Man sucht sich online einen Träger aus. Das sind Organisationen, die Freiwilligendienste für bestimmte Regionen organisieren. An ihn schicke ich mein Bewerbungsformular. Im Anschluss geht man zum Bewerbungsgespräch. Darin wird darauf geachtet, wo die Interessen liegen: Möchte ich lieber in ein Krankenhaus oder mit Menschen mit Behinderungen arbeiten? In der Einsatzstelle findet ein weiteres Gespräch und ein Kennenlerntag statt, bei dem alles erklärt wird. Und wenn die Einsatzstelle, der Träger und die Person, die sich dafür interessiert, einverstanden sind, schließen sie eine Vereinbarung - meistens über 12 Monate. Am ersten Tag kommt man zur Einsatzstelle. Man wird dort immer begleitet von einer Anleitung. Die nimmt einen mit und erklärt einem alles.
Die meisten Freiwilligendienste starten im August oder September. Bei vielen Trägern ist jedoch auch ein Beginn zu einem anderen Zeitpunkt möglich. Hier ist es am besten, bei den Trägern mal nachzufragen.
planet-beruf.de: Welche Vorteile bietet der BFD Jugendlichen im Hinblick auf ihre Berufswahl?
Bettina Kieninger: Der BFD ist als Lern- und Orientierungsjahr ausgelegt. In den Einsatzstellen lernen die Freiwilligen das Berufsleben kennen.
Ein Freiwilligendienst bietet Jugendlichen eine gute Orientierung: Sie können in einem Bereich erste Erfahrungen sammeln. Und auch für Jugendliche, die noch keine Idee haben, kann diese Zeit hilfreich sein. Sie bekommen dabei Kontakt zu vielen Menschen. Sie arbeiten mit und sammeln Erfahrungen für ihr Leben.
In Seminaren haben Jugendliche die Chance, ihre Erfahrungen miteinander zu reflektieren und sich zu orientieren. Dort sind die Pädagoginnen und Pädagogen des Trägers mit dabei. Sie sind immer für die Freiwilligen da - bei Fragen und auch bei Problemen in der Einsatzstelle.
"Es kann hilfreich sein, Organisationen anzufragen, die einen Freiwilligendienst anbieten, ob sie zu einem Schulbesuch kommen."
(Bettina Kieninger)
planet-beruf.de: Was können Lehrkräfte tun, um den BFD ihren Schülerinnen und Schülern näherzubringen?
Bettina Kieninger: Lehrkräfte sollten wissen: Was ist ein Freiwilligendienst? Was bietet er und was nicht? Es kann hilfreich sein, Organisationen anzufragen, die einen Freiwilligendienst anbieten. Man kann anfragen, ob sie zu einem Schulbesuch kommen. Es gibt auf Bundesebene ein gutes Projekt dazu - die Freiwilligenbotschafter/innen.
Den BFD in der Schule kennenlernen
Über das Projekt "Freiwilligenbotschafter/innen - Junge Menschen für die Freiwilligendienste gewinnen", kann Ihre Klasse einen Einblick z.B. in den BFD gewinnen. Ehemalige Freiwilligendienstleistende berichten an der Schule von ihren Erfahrungen:
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