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Experteninterview: Zusammenarbeit in einer Jugendberufsagentur

Zum Wohl der Jugendlichen

In der Jugendberufsagentur Bielefeld arbeiten die regionalen Arbeitsmarktakteurinnen und -akteure eng zusammen. Beate Scigala-Blatt vom Jobcenter Arbeitplus und Oliver Wittler von der kommunalen Personalentwicklungsgesellschaft REGE mbH erläutern, wie junge Menschen mit schwierigen Startbedingungen von der Zusammenarbeit profitieren.

Porträtbild von Beate Scigala-Blatt

Foto: Jobcenter Arbeitplus Bielefeld

Beate Scigala-Blatt:

Jobcenter Arbeitplus

Porträtbild von Oliver Wittler

Foto: Regionale Personalentwicklungsgesellschaft (REGE) mbH

Oliver Wittler:

Kommunale Personalentwicklungsgesellschaft REGE mbH

planet-beruf.de: Mit welchen Problemen oder Fragen kommen Jugendliche zu Ihnen?

Beate Scigala-Blatt: Das ist sehr unterschiedlich: Es beginnt mit dem Antrag auf Bürgergeld, geht über die Ausbildungssuche und Bewerbungstrainings bis hin zur Anerkennung ausländischer Schul- und Bildungsabschlüsse. Deshalb haben wir in der Jugendberufsagentur (JBA) ein multiprofessionelles Leistungsteam und bieten individuelle und bedarfsorientierte Unterstützung im Rahmen von Berufsberatung, Fall- und Vermittlungsmanagement, Ausbildungsvermittlung und Leistungsangelegenheiten. Im Zuge der unterschiedlichen Beratungsansätze haben wir auch die Möglichkeit eine gruppenorientierte Beratung in der Jobakademie vorzunehmen oder im Bewerbungscenter, das für alle Fragen rund um das Bewerbungsverfahren zur Verfügung steht. Die Jugendberufsagentur Bielefeld bündelt alle wichtigen Arbeitsmarktangebote für junge Menschen unter einem Dach, in einem 5-stöckigen Gebäude. Insgesamt besteht die JBA aus vier Institutionen: Jobcenter, Agentur für Arbeit, REGE mbH und Stadt Bielefeld mit den Abteilungen BuT und BAföG.

"Junge Menschen kommen mit allem zu uns, was sie in dieser Lebenssituation umtreiben kann."

(Oliver Wittler)

Oliver Wittler: Nicht all diese Schwierigkeiten können wir lösen, aber wir können sie an andere Stellen wie zum Beispiel die Schuldnerberatung weitervermitteln. Oft hängt das eine mit dem anderen zusammen: Wenn ich Drogenprobleme habe oder von Wohnungslosigkeit bedroht bin, dann komme ich auch schulisch nicht mehr mit und habe auch den Kopf nicht frei für die Berufswahl. Da versuchen wir, mit professioneller Unterstützung zunächst an einer Stelle anzusetzen, um im weiteren Verlauf den gesamten Themenkomplex zu bearbeiten. Dabei kommt uns zugute, dass wir die Jugendlichen nicht von einer Beratungsstelle zur nächsten oder zu verschiedenen Ämtern schicken müssen, sondern vieles in einem Haus gebündelt ist. Wenn ich nicht helfen kann, kann ich den jungen Menschen persönlich dorthin bringen, wo ihm oder ihr in diesem Moment geholfen wird.

planet-beruf.de: Wie kommt der Kontakt der jungen Menschen zu Ihnen zustande?

Oliver Wittler: Vielen jungen Menschen wird die Empfehlung an die Hand gegeben: "Geh da mal hin, ruf da mal an, oder ich geh da mal mit dir vorbei". Wir sind aber auch dezentral viel an Schulen oder im Quartier tätig, auch darüber kommen natürlich Kontakte zustande.

Beate Scigala-Blatt: Wir arbeiten daran, die JBA in der öffentlichen Wahrnehmung entsprechend zu platzieren. Dazu stellen wir unsere Projekte und Beratungsangebote vor und versuchen durch verschiedene Aktivitäten auf uns aufmerksam zu machen. Dazu gehören thematische Aktionstage, digitale Angebote in den sozialen Medien, Messen oder die Mitarbeit im Netzwerk, in Arbeitsgremien oder als Mitglied im Jugendhilfeausschuss. Damit werden Jugendliche über unterschiedliche Kanäle auf uns aufmerksam gemacht. Je nach Kontext können die Jugendlichen ihre individuellen Fragen klären oder auch ihre finanziellen Ansprüche geltend machen. Da wir für sehr unterschiedliche Anliegen zuständig sind, sind auch die Wege, wie man zu uns findet, ganz unterschiedlich.

"Wir versuchen, die Jugendlichen in gesellschaftliche Teilhabe und auf den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zurückzubringen." (Beate Scigala-Blatt)

planet-beruf.de: Sie sprachen gerade von Jugendlichen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Wie unterstützen Sie zum Beispiel diese jungen Menschen?

Beate Scigala-Blatt: Für sie gibt es spezielle Projekte, wie zum Beispiel BEATZ4OWL. Es richtet sich an Jugendliche, die von den Unterstützungssystemen nicht oder nicht mehr erreicht werden können. Diese besuchen oft nicht mehr die Schule, haben Ausbildung oder Maßnahmen abgebrochen und gehen keiner Arbeit nach. In vielen Mikroprojekten werden 43 Jugendliche begleitet. Wir versuchen, sie in gesellschaftliche Teilhabe und auf den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zurückzubringen. Die Angebote erstrecken sich dabei von Musik über Gaming und Sport bis hin zu Mode und Gestaltung. Letztes Jahr haben wir eine Anlaufstelle in Form eines Cafés eröffnet, welches Hilfe bei Wohnungslosigkeit bietet. Das Herzstück des Ansatzes ist aber die aufsuchende Sozialarbeit: Mit einem Projekt-Bulli suchen die Street-Worker die Jugendlichen an diversen Orten wie Jugendzentren, Quartieren, Schulen etc. auf, sprechen sie an und versuchen sie für eine Teilnahme zu gewinnen.

planet-beruf.de: Es werden anscheinend häufig aufsuchende Formate eingesetzt, um die Zielgruppe zu erreichen. Wie ist hier die Arbeitsteilung? Mit welchen Netzwerkpartnern wird das umgesetzt?

Oliver Wittler: Bei diesem Projekt kooperiert die REGE mit dem Jobcenter Arbeitplus, aber auch mit Trägern wie BAJ e.V (Berufliche Ausbildung und Qualifizierung Jugendlicher und Erwachsener) und der Creos Lernideen und Beratung GmbH.

Beate Scigala-Blatt: Die aufsuchende Arbeit wird in diesem Fall durch die Träger sichergestellt. Die Partner innerhalb der JBA stimmen die Steuerung und Entwicklungen im Projekt gemeinsam ab. Die aufsuchende Arbeit steht zwar im Fokus, jedoch nicht ausschließlich im Vordergrund.

Oliver Wittler: Gleiches gilt zum Beispiel auch im von der REGE mit ESF-Mitteln durchgeführten Projekt "JUGEND STÄRKEN - Brücken in die Eigenständigkeit", welches sich unter anderem an wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte junge Menschen richtet. Auch hier ist die Netzwerkarbeit der wichtigste Gelingensfaktor, um mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmer Perspektiven zu erarbeiten und umzusetzen.

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