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Experteninterview: Für eine klischeefreie Berufsorientierung einsetzen

Berufswahl frei von Klischees

Die Initiative Klischeefrei unterstützt junge Menschen bei der Berufswahl - frei von Geschlechterklischees. Frauke Kordtomeikel ist wissenschaftliche Fachreferentin und erklärt die Vorteile einer an Stärken orientierten Berufswahl.

Porträtbild von Frauke Kordtomeikel

Frauke Kordtomeikel:

Wissenschaftliche Fachreferentin bei der Initiative Klischeefrei

planet-beruf.de: Welche Ziele verfolgt die Initiative Klischeefrei?

Frauke Kordtomeikel: Wir wollen Chancengerechtigkeit für alle. Also - und das betone ich ganz bewusst - für Männer und Frauen gleichermaßen. Die Idee dahinter ist, dass wir eine grundlegende Veränderung nur erreichen, wenn wir wirklich alle einbeziehen und ansprechen. Unser Ansatz ist, für Geschlechterklischees zu sensibilisieren und aufzuzeigen, dass diese die Berufswahl für alle Geschlechter einengen.

planet-beruf.de: Für wen ist das Angebot gedacht?

Frauke Kordtomeikel: Grundsätzlich richten wir uns mit unserem Angebot an alle, die Kinder und Jugendliche in der Berufswahl begleiten. Das heißt, wir fangen wirklich ganz früh an bei den Mitarbeitenden der Kitas, gehen dann über die Grundschulen und weiterführende Schulen bis zur Berufsberatung und Unternehmen. Auch die Eltern adressieren wir.

"Vorbilder, reale oder auch fiktive, spielen hierbei eine große Rolle."

(Frauke Kordtomeikel)

planet-beruf.de: Warum ist es wichtig, Berufsorientierung klischeefrei zu gestalten?

Frauke Kordtomeikel: Wenn junge Menschen ihre Berufswahl an ihren Stärken und Interessen ausrichten, hat das positive Auswirkungen auf verschiedene Ebenen. Zum einen ist berufliche Selbstverwirklichung auf der individuellen Ebene ein wesentlicher Aspekt für persönliche Zufriedenheit. Durch eine breitere Berufswahl stehen die Chancen dafür besser. Zum anderen sind wir als Volkswirtschaft, auf der wirtschaftlichen Ebene, darauf angewiesen, dass wir alle Potenziale nutzen, die auf dem Arbeitsmarkt vorhanden sind. Damit wird auch ein wichtiger Beitrag zur Sicherung des Fachkräftebedarfs geleistet.

Auf gesellschaftlicher Ebene kann eine geschlechtergerechte Berufs- und Studienwahl eine eigenständige Existenzsicherung über den gesamten Lebensverlauf ermöglichen und für alle Geschlechter eine gleichberechtigte gesellschaftliche Partizipation.

planet-beruf.de: Welche Rolle spielen Vorbilder für eine klischeefreie Berufsorientierung?

Frauke Kordtomeikel: Vorbilder, reale oder auch fiktive, spielen hierbei eine große Rolle. Sie zeigen, dass Menschen in Berufen erfolgreich und glücklich sein können, in denen die eigene Geschlechtergruppe unterrepräsentiert ist. Das zu sehen, vermittelt Authentizität und ermutigt, einen ähnlichen Weg zu verfolgen, auch wenn es im sozialen Umfeld vielleicht Gegenstimmen gibt.

Die Mediennutzung der Jugendlichen kann ein guter Einstieg sein, um mit ihnen in den Dialog zu kommen: Begegnen ihnen in Filmen, Büchern oder Social-Media-Apps eher klischeehafte oder klischeefreie Vorbilder? Inwiefern prägen diese Vorbilder ihre Sicht auf die (Arbeits-)Welt?

planet-beruf.de: Was möchten Sie Lehrkräften und BO-Coaches noch gerne mitgeben?

Frauke Kordtomeikel: Wichtig ist, selbst ein Verständnis für das Thema zu entwickeln und aktiv zu Gesprächen zu motivieren. Dadurch können neue Diskussionsmöglichkeiten und Perspektiven entstehen, die im besten Fall zu neuen Berufsperspektiven führen. Das Wichtige ist, möglichst viele Leute mit einzubeziehen, z.B. Pädagoginnen und Pädagogen sowie Eltern, die ja alle an der Sozialisation von jungen Menschen beteiligt sind.

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