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Experteninterview: Berufsvorbereitung von jungen Menschen in einer Reha-Maßnahme

Keiner darf verloren gehen

Ilena Andor ist die Angebotsleiterin Berufliche Bildung und Rehabilitation im Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD) in Stuttgart. Im Interview erzählt sie, wie sie junge Menschen mit besonderem Förderbedarf und ohne Berufsausbildung unterstützt.

Porträtbild von Ilena Andor

Foto: CJD Stuttgart

Ilena Andor:

Angebotsleiterin Berufliche Bildung und Rehabilitation

Auf das Arbeitsleben vorbereiten - trotz Einschränkungen

Eine rehabilitationsspezifische berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB Reha) unterstützt junge Menschen mit Behinderungen, die für eine Ausbildung geeignet sind, aber die allgemeinen Anforderungen (noch) nicht erfüllen.

Junge Menschen mit Behinderungen können eine BvB Reha bei einem Bildungsträger oder in einer Einrichtung der beruflichen Rehabilitation absolvieren. Dort werden sie bei der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsberuf unterstützt und auf die Ausbildung vorbereitet. Sie werden über Berufsinhalte informiert und erproben verschiedene Arbeitsfelder, die ihren Interessen, Fähigkeiten und Fertigkeiten entsprechen. Im Rahmen der BvB Reha kann auch der Hauptschulabschluss nachgeholt werden.

Voraussetzungen für die BvB Reha sind unter anderem, dass die allgemeine Schulpflicht erfüllt ist, das Angebot von der Bundesagentur für Arbeit angeboten wird oder aufgrund einer Behinderung die allgemeinen gesetzlichen Leistungen zur Förderung der Teilhabe am Arbeitsleben nicht ausreichen. Die BvB Reha startet in der Regel mit Beginn des Ausbildungsjahres im September und dauert ein Jahr. Eine Verlängerung auf maximal zwei Jahre ist unter bestimmten Voraussetzungen möglich.

"Das Allerwichtigste ist eine offene, empathische und wertschätzende Haltung gegenüber den jungen Menschen."

(Ilena Andor)

planet-beruf.de: Worauf kommt es bei der Arbeit bei einer rehaspezifischen BvB an?

Ilena Andor: Besonders wichtig ist ein multiprofessionelles Team, das sich in der BvB Reha aus der Bildungsbegleitung, den Ausbilderinnen und Ausbildern, den Lehrkräften, den Pädagoginnen und Pädagogen sowie den Psychologinnen und Psychologen zusammensetzt. Diese arbeiten gemeinsam an einer individuellen Ausgestaltung der Maßnahme. Das Allerwichtigste ist eine offene, empathische und wertschätzende Haltung gegenüber den jungen Menschen. Unser Grundsatz lautet daher: "Keiner darf verloren gehen". Die jungen Menschen sollen auf die aktive Teilnahme am Gemeinschafts- und Arbeitsleben vorbereitet werden.

planet-beruf.de: Wie läuft die BvB Reha ab?

Ilena Andor: Am Anfang steht die Kompetenzanalyse. Wir im CJD verwenden das Potenzialanalyseverfahren "Profil AC". Damit können wir den Förderbedarf der überfachlichen und berufsrelevanten Kompetenzen der Jugendlichen ermitteln. Außerdem erproben sich die Teilnehmenden in verschiedenen Berufsfeldern. Das findet in unseren eigenen Werkstätten oder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt statt. Im Anschluss erarbeiten wir gemeinsam mit den jungen Menschen ihre individuelle Förder- und Qualifizierungsplanung. Dabei werden Ziele vereinbart und die Maßnahme geplant. Die Teilnehmenden erhalten ihren individuellen Wochenplan. Neben den Angeboten in unseren Werkstätten finden auch Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt statt. Dafür führen wir vorher ein Bewerbungstraining zur Vorbereitung auf das Praktikum durch. Das Erreichen des Ziels wird zwischendurch überprüft und bei Bedarf angepasst. Wenn die Berufswahl abgeschlossen ist, findet eine berufsspezifische Qualifizierung statt. Danach werden Ausbildungsbetriebe gesucht und Praktika vorbereitet. Wenn alles passt, werden die Teilnehmenden auf den Beschäftigungsbeginn vorbereitet. Dabei arbeiten wir eng mit den Betrieben zusammen.

planet-beruf.de: Können Sie von einem besonders gelungenen Beispiel erzählen?

Ilena Andor: Ja! Eine Teilnehmerin besuchte bei uns die BvB Reha-Maßnahme und begann anschließend eine Ausbildung zur Fachpraktikerin im Gastgewerbe. Nach mehreren Praktika und dem Ende der Ausbildung bekam sie einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Schließlich erhielt sie eine Festanstellung und hat mittlerweile die Leitung eines Bistros inne.

Terminvereinbarung mit der Beratung für berufliche Rehabilitation und Teilhabe

per Telefon: 0800 4 5555 00 (gebührenfrei) und über das Kontaktformular der Bundesagentur für Arbeit.

Die Agentur für Arbeit in Ihrer Nähe finden Sie auf www.arbeitsagentur.de » Dienststelle finden.

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