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Experteninterview: Als Notfallsanitäter/in im Einsatz

Mission: Leben retten

Als Ausbildungsleiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Bremen weiß Misa Mladenovic, worauf es im Beruf Notfallsanitäter/in ankommt. Hier spricht er über Zugangsvoraussetzungen, Arbeitsbedingungen und tägliche Herausforderungen in diesem verantwortungsvollen Beruf.

Porträtbild von Misa Mladenovic

Misa Mladenovic:

Ausbildungsleiter beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Bremen

planet-beruf.de: Was müssen Jugendliche für eine Ausbildung zur/zum Notfallsanitäter/in beim DRK Bremen mitbringen?

Misa Mladenovic: Sie müssen einen Realschulabschluss haben, alternativ geht aber auch eine Kombination aus Hauptschulabschluss und einer 2 -jährigen Berufsausbildung. Bei Ausbildungsbeginn müssen sie bei uns in Bremen 18 Jahre alt sein. Das hat mit den Dingen zu tun, die wir täglich im Arbeitsalltag sehen: Es kann sein, dass eine Geburt stattfindet oder wir jemanden leblos in einer Wohnung finden. Das muss man aushalten können und die nötige Reife mitbringen. Wichtig sind außerdem Teamfähigkeit, Einsatzbereitschaft, Konzentrationsfähigkeit und Stressresistenz. Außerdem erwarten wir den Führerschein der Klasse B, ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis und beim Ausbildungsstart das Deutsche Sportabzeichen. Körperliche Fitness ist in diesem Beruf sehr wichtig.

"Der Rettungsdienst macht keine Pause. Wenn jemand anruft, kommt immer auch jemand."

(Misa Mladenovic)

planet-beruf.de: Worauf muss man sich in diesem Beruf einstellen?

Misa Mladenovic: Auf jeden Fall auf Schichtdienst. Hier in Bremen haben wir 12-Stunden-Schichten. Das heißt, ein Tagesdienst geht entweder von 6 - 18 Uhr oder von 7 - 19 Uhr und der Nachtdienst von 19 - 7 Uhr morgens. Der Rettungsdienst macht keine Pause. Wenn jemand anruft, kommt immer auch jemand. Da spielt es keine Rolle, ob gerade Silvester, Tag oder Nacht ist.

Dafür bietet der Beruf sehr viel Abwechslung: Kein Tag ist wie der andere, die Arbeitsumgebung wechselt ständig. Wir haben Einsätze in Sportanlagen, Boulderhallen oder Schwimmbädern. Man geht eben nicht jeden Tag in das immer gleiche Büro. Wir haben kein festes Umfeld zu bieten, nur den Rettungswagen. Und den oder die Teampartner/in an der Seite. Es gibt Tage, da fahren wir 11 Einsätze in 12 Stunden, an durchschnittlichen Tagen circa 6 - 7 und an einem sehr entspannten Tag vielleicht 1 - 2 Einsätze. Diese beiden können einen aber sehr fordern, weil man jemandem das Leben retten musste. Und darauf kann man trotz allem immer stolz sein.

planet-beruf.de: Welche Herausforderungen bringt dieser Beruf mit sich?

Misa Mladenovic: Es gibt Einsätze, an die man sein Leben lang denkt, weil sie schlimm waren. Man darf die psychischen Herausforderungen nicht unterschätzen und sollte einen Weg finden, mit Verletzungen und Tod klarzukommen. Oft muss man schnelle Entscheidungen treffen, die lebenswichtig sein können, und sogar Menschen gegen deren Willen retten. Unsere jüngeren Azubis tun sich gerne zusammen, sprechen über ihre Erlebnisse und unterstützen sich gegenseitig. Zusätzlich stehen ihnen jederzeit erfahrene Praxisanleiter/innen bei Problemen zur Seite.

planet-beruf.de: Wie stehen die Beschäftigungschancen für ausgebildete Notfallsanitäter/innen und welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?

Misa Mladenovic: Bei uns haben bisher alle, die wollten, direkt einen Anschlussvertrag bekommen. Wer nicht als Notfallsanitäter/in arbeiten möchte, kann auch in andere Gesundheitsberufe einsteigen, zum Beispiel in der zentralen Notaufnahme eines Krankenhauses. Möglich ist auch, sich auf Krankentransporte oder auf besondere medizinische Produkte wie Tragen oder Beatmungsgeräte zu spezialisieren. Wenn jemand gerne Verantwortung übernehmen möchte, dann empfehle ich die Weiterbildung zur/zum Praxisanleiter/in. Man ist der direkte Ansprechpartner der Azubis, unterstützt sie bei Problemen und führt Krisengespräche mit ihnen. Darüber hinaus kann man Ausbilder/in für Erste Hilfe werden oder Sanitäts- und Rettungswesen, Medizin oder Rettungsingenieurwesen studieren.

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