Tagesablauf Dolmetscher/in / Übersetzer/in

Nun widme ich mich einer technischen Fachübersetzung. Dazu öffne ich zuerst ein spezielles Übersetzungsprogramm. Ich lade das Dokument, das mir mein Kunde geschickt hat, hoch und das Programm gliedert mir den Text satzweise auf. Alles was ich übersetze, wird in einem Translation-Memory gespeichert - das Programm merkt sich alles, was ich schon mal übersetzt habe. Wenn ein bestimmter Satz wieder auftaucht, bekomme ich das gemeldet und kann ihn gleich übernehmen.

Beim Übersetzen merke ich, dass ein bestimmtes Wort, das mir unbekannt ist, sehr häufig vorkommt. Die Internetrecherche dazu bleibt ergebnislos. Deshalb frage ich bei der Firma nach. Meist rede ich mit dem Textverantwortlichen, der mir den Begriff genau erklärt. Sobald ich das Wort kenne, beginne ich mit der Internetrecherche, um den Kontext, in dem es vorkommt, auf Französisch zu finden.

Die fertige Übersetzung schicke ich dem Kunden per E-Mail. Dann erstelle ich die Rechnung für den Auftrag. Bei Übersetzungen wird meist nach Wort abgerechnet. Im Anschluss mache ich eine halbe Stunde Pause.

Ich bin heute als Dolmetscherin bei einer Fachmesse für Elektronik. Im Laufe der Woche habe ich mich mit Kundenunterlagen darauf vorbereitet. Diese packe ich ein und mache mich auf den Weg.
Auf der Fahrt zur Messe wiederhole ich die wichtigsten Vokabeln und Kurzzeichen. Das sind ganz bestimmte Zeichen, die für häufig vorkommende Wörter stehen - zum Beispiel ein Smiley für Freude oder Dankbarkeit. Die Kurzzeichen dienen als Gedächtnisstütze. So kann ich den Inhalt einer Aussage schriftlich festhalten, bevor ich diese verdolmetsche. Man nennt das Notizentechnik.

Auf der Messe begebe ich mich zum Produktstand. Ich wende die Methode des Verhandlungsdolmetschens an. Der Produktmanager spricht ein paar Sätze auf Deutsch, anschließend dolmetsche ich seine Aussagen ins Französische. Während er spricht, mache ich mir auf dem Block Notizen in Kurzzeichen. Manchmal stellen Kunden dabei Zwischenfragen, die ich jeweils in die entsprechende Sprache dolmetsche, genauso wie die Antworten. Da die Produktpräsentation länger dauert, lege ich zwei viertelstündige Pausen ein - wenn ich nichts trinke, versagt meine Stimme.

Auf der Heimfahrt checke ich sofort mein Handy, da ich die meisten Anfragen per Mail oder auf die Mailbox bekomme. Da Übersetzungen meist sehr zeitnah gebraucht werden, muss ich umgehend antworten. Ich habe oft nur wenige Tage Zeit für einen Auftrag. Gerade habe ich eine Anfrage für eine Übersetzung erhalten. Ich schaue mir den Text an: Es ist genau mein Fachgebiet und dazu noch ein Bereich, in dem ich schon viel gemacht habe. Zu Hause schreibe ich dem Kunden mein Angebot. Eine halbe Stunde später kommt bereits die Bestätigung. Ich werde gleich heute Abend damit anfangen.